“Krieg der Welten” (OT: “The War of the Worlds”) ist ein Krieg zwischen Außerirdischen und den Erdbewohnern. Geschrieben hat die “scientific-romance” Herbert George Wells, uns besser bekannt als H.G. Wells -> https://www.meineleselampe.de/und-krieg-der-welten-meine-leselampe-22-30/.

“Krieg der Welten” – über den Autor

H.G. Wells wurde 1866 in London (im Vorort Bromley) geboren, er starb 1946 in London (Easton Park). Er stammte aus einer einfachen, kleinbürgerlichen Familie. Nach zwei abgebrochenen Lehren studierte Wells Naturwissenschaften, unter anderem bei Thomas Henry Huxley [1] und lernte durch ihn die Evolutionstheorie Darwins kennen. 1890 legte er seinen “Bachelor of Science” in Zoologie ab, arbeitete anschließend als Lehrer und Tutor, bis ihn eine schwere Krankheit zwang, im Sitzen zu arbeiten.

Von da an schrieb H.G. Wells Artikel, Kurzgeschichten und Buchbesprechungen für Zeitschriften. 1893 veröffentlichte Wells ein erstes Sachbuch, es folgten ein Band mit Kurzgeschichten und zwei Romane, darunter auch “Die Zeitmaschine” (1895),

Krieg der Welten

der wie die drei Jahre später veröffentlichte Dystopie “Krieg der Welten” zu den Klassikern der Science-Fiction-Literatur gehört.

(Bild links: Adis Resic/Pixabay)

Jetzt war Wells fest als Autor etabliert und anerkannt, aber nicht nur als Begründer des Science-Fiction-Genres – nein, er machte sich im Laufe der nächsten Jahre und Jahrzehnte einen Namen als Autor realistischer Gesellschaftsromane, soziologisch-ideologischer und politischer Werke.

Von 1903 bis 1908 war Wells Mitglied der sozialistischen “Fabian Society” [2], danach trat er der Independent Labour Party bei. Als Anhänger liberaler und sozialistischer Ideen favorisierte Wells wie damals (leider) üblich den Sozialdarwinismus und die Idee der Eugenik [3]; setzte sich mit den Bedrohung der Menschen durch eine zunehmend materialistische Welt auseinander; erhoffte sich vom Ersten Weltkrieg, dass er alle weiteren Krieg beenden werde und sah im Zweiten Weltkrieg die Bestätigung seiner Erwartung, dass die Menschheit die von ihr entfesselten Kräfte nicht mehr beherrsche und untergehen werde [4]:

“Die Errungenschaften der Zivilisation sind nur eine Anhäufung von Torheiten, die unweigerlich auf ihre Schöpfer zurückfallen und sie am Ende vernichten werden.”

https://1000-zitate.de/autor/H.+G.+Wells/

Dies sind nur einige Punkte aus der reichhaltigen Ideenwelt des viktorianischen Autors und Soziologen H.G. Wells, alles aufzuzählen, was ihn umtrieb und beschäftigte, würde den Rahmen einer Buchbesprechung sprengen… Einige der Theorien fließen allerdings in seinen Roman “Krieg der Welten” ein, daher wollte ich sie vorab erwähnen.

“Krieg der Welten” – zum Inhalt

Die Handlung dürfte den meisten bekannt sein und ist recht schnell erzählt. Eines Tages landen Marsianer auf der Erde.

Krieg der Welten

Ihr Planet erkaltet zusehends, sie suchen ein neues Lebensumfeld für sich. Lange müssen sie die Erde beobachtet und deren Wasser- und Rohstoffvorräte als verlockend empfunden haben.

(Bild rechts: Wolfgang Eckert/Pixabay)

Pech für die Menschheit, dass die Marsbewohner ihnen an Intelligenz und technischem Know-How überlegen und in der Lage sind, sich mittels Zylindern auf die Erde, genauer gesagt: nach Großbritannien zu schießen.

Die Auswirkungen der höheren Schwerkraft auf der Erde überwinden die Marsianer, sie bewegen sich in turmhohen, dreibeinigen Kampfmaschinen fort und können mühelos angreifen. Mit Giftgas ersticken, mit Hitzestrahlen verbrennen die Außerirdischen alles, was ihnen in die Quere kommt oder im Wege steht: Menschen, Tiere, Häuser, Pflanzen. Die verbrannte Landschaft überziehen sie mit wuchernden, roten Gewächsen.

Das Militär des großen britischen Empire ist macht- und wehrlos, die Menschen fliehen in wilder, rücksichtsloser (!) Panik. Die Marsianer rücken von der englischen Grafschaft Surrey unaufhaltsam nach London vor und darüber hinaus, das Ende der Menschheit scheint besiegelt. Denn wer nicht in den Todesstrahlen verbrennt, dient den Marsianern als Nahrung.

Krieg der Welten

Und es sind auch keineswegs die sich bisher so überlegen fühlenden Briten, die letztendlich die Marsianer besiegen…

(Bild links: Hung Quach/Pixabay)

Keine Sorge, damit habe ich nicht den Ausgang des Buches vorweggenommen. Warum? Nun, Wells setzt einen Ich-Erzähler ein, der in Woking/Surrey wohnt, dort das Geschehen beobachtet und zugleich das berichtet, was ihm später sein Bruder, der in London lebt, über die Invasion der Hauptstadt schildern wird. Und da der Erzähler darauf hinweist, dass dies alles vor sechs Jahren passiert sei, wissen die Leser sowieso, dass es irgendwie ein Ende der Zerstörung und Überlebende geben muss.

Sehr sachlich, nüchtern und in modernem, schnörkellosen Stil lässt Wells seinen namenlosen Erzähler den “Krieg der Welten” beschreiben. Er hat ihm den Beruf des philosophischen Schriftstellers verpasst und ihn mit technischen und naturwissenschaftlichen Kenntnissen ausstaffiert – ähnlich wie er, der literarische Schöpfer?

Wells weiß, wie wir Menschen “ticken”: zunächst erregt die Landung des ersten Zylinders ein wenig Neugier, wird gelassen bewertet, obwohl es schon erste Tote gibt. Die meisten Bewohner Wokings gehen ihren gewohnten Tätigkeiten und Vergnügungen nach. Das Militär einer so großen Kolonialmacht wie dem Empire wird es schon richten, vielleicht kann man mit den Marsianern sogar sprechen, ihnen etwas beibringen… Was haben wir Briten zu befürchten, wir sind Eroberer und können nicht erobert werden. Setzt sich nicht immer der Stärkere durch?

Weitere Zylinder schlagen ein – es folgt das Entsetzen, als die Briten begreifen, dass die Marsmenschen über Waffen verfügen, denen sie nichts entgegenzusetzen haben…

“Die Tasmanier wurden trotz ihrer Menschenähnlichkeit in einem von europäischen Einwanderern geführten Vernichtungskrieg in einem Zeitraum von fünfzig Jahren komplett ausgerottet. Sind wir solche Apostel der Barmherzigkeit, dass wir uns beklagen dürfen, wenn die Marsmenschen uns auf die gleiche Art bekriegen?”

Wells, H.G., “Krieg der Welten”, Hamburg, 2021, Seite 14

Wie schnell das Gefühl der Unbesiegbarkeit verfliegt, wie das Understatement dahin schmilzt, wie gründlich die Menschen entmenschen, sobald ihnen eine überlegene Macht entgegentritt, wenn es hart auf hart kommt…

Der Erzähler sieht, wie schwächere Menschen von den panisch Flüchtenden zu Tode getrampelt, wie Verletzte ihrem Schicksal überlassen werden; wie jeder versucht, beim Ergattern eines Platzes im Zug oder Boot der Erste zu sein – mit allen Mitteln; wie manche wilde Gelage feiern und andere “still” den Verstand verlieren, kurz: im “Krieg der Welten” zeigt sich der Mensch von seiner schlimmsten Seite. Und lernt gleichzeitig, wie sich die von ihm Beherrschten fühlen:

“Ich spürte eine erste Ahnung von etwas, das mir bald sehr bewusst werden sollte und mich viele Tage bedrückte, ein Gefühl der Entthronung, eine Überzeugung, dass ich nicht länger der Herr war, sondern ein Tier unter Tieren unter dem Schuhabsatz der Marsianer.”

Wells, H.G., “Krieg der Welten”, Hamburg, 2021, Seite 223

Es mag ein Trost sein, dass die Marsianer sich letztendlich nicht behaupten können – aber von nun an werden sich die Menschen für lange Zeit nicht mehr so sicher auf ihrer Erde fühlen wie bisher…

“Krieg der Welten” – mein Fazit

Grandios, zeitlos, konkurrenzlos – ich denke, das sagt alles. Unbedingt lesenswert!!! Egal, in welchem Jahrzehnt oder Jahrhundert. “Krieg der Welten” ist keine Sternstunde der Menschheit, so wie H.G. Wells sie sah. Welcher Krieg war, ist und wird es das jemals sein?

“Krieg der Welten” – mein Leseexemplar

Wells, H.G., “Krieg der Welten”, Roman, 280 Seiten, aus dem Englischen übersetzt von Ailin Konrad, Illustrationen von Henrique Alvim Corréa (von 1906), herausgegeben 2022 vom Nikol Verlag, Hamburg.

“Krieg der Welten” – Quellen und Weblinks

[1] über Th. H. Huxley (nicht zu verwechseln mit Aldous Huxley!) -> https://www.britannica.com/biography/Thomas-Henry-Huxley

[2] über die britische “Fabian Society” -> https://de.wikipedia.org/wiki/Fabian_Society

[3] über Sozialdarwinismus und Eugenik -> https://www.politische-bildung-brandenburg.de/lexikon/sozialdarwinismus

[4] über Wells’ Leben, Theorien und Ideen -> https://de.wikipedia.org/wiki/H._G._Wells

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