»Wieviel Sünde kann eine Seele ertragen?«
aus: »Miss Harkness und das Damengambit«, Hamburg, 2024, S. 308.
Inhalt
Miss Harkness und das Damengambit – Einführung
Der neoviktorianische Krimi »Miss Harkness und das Damengambit« (OT: »Queen’s Gambit«) stammt von dem renommierten Autor und pensionierten Colonel und Pathologen der US Armee Bradley Harper [1], der Besuchern von Meine Leselampe bekannt sein dürfte.
Der Dryas Verlag in Hamburg, der zur Verlagsgruppe Bedey & Thoms (-> https://bedey-thoms.de/) gehört, hat mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zukommen lassen.
Nochmals herzlichen Dank an dieser Stelle!
Bradley Harper schickt die couragierte Margaret Harkness 1897 in neue Abenteuer – nachdem sie neun (Buch-) Jahre zuvor gemeinsam mit Dr. Arthur Conan Doyle und Professor Joseph Bell gegen den Serienmörder Jack the Ripper ermittelt hatte: »Dr. Doyle jagt Jack The Ripper» (erschienen 2018, OT: »A Knife in the Fog«) -> https://www.meineleselampe.de/doktor-doyle-jagt-jack-the-ripper/.
Dass die Krimis von Bradley Harper spannend geschrieben und exzellent recherchiert sind und wer Miss Harkness ist, wusste ich nach der »Dr. Doyle«-Lektüre ja. Aber mit dem Begriff Damengambit im Titel des Buches konnte ich rein gar nichts anfangen. Es handelt sich um eine jahrhundertealte Schach-Eröffnung [2] und wird in »Miss Harkness und das Damengambit« auch erklärt:
» »Der Bauer der Dame wird zu Beginn des Spiels zwei Felder vorgerückt.« »Und was ist der Zweck dieses Zuges?« »Die Kontrolle über das Zentrum zu erlangen.« »Genau. Aber was muss als Nächstes geschehen, damit das gelingt?« »Der Bauer wird geopfert.« «
aus: »Miss Harkness und das Damengambit«, Hamburg, 2024, S. 187.
Natürlich geht es Bradley Harper nicht um das Schachspiel als solches, sondern um das perfide Spiel mit Menschen, das deutsche Anarchisten ersinnen, um die europäischen Monarchen zu entzweien und dauerhaft zu entthronen …
Eine brisante Aufgabe für Margaret Harkness, denn auch sie steht eine Zeitlang im Visier eines Attentäters!
Miss Harkness und das Damengambit – zum Inhalt
Es beginnt im fernen Russland mit dem tödlichen Attentat auf Zar Alexander II. [3], verübt von den Anarchisten Sofia Petrowskaja und ihrem Geliebten Andrej Scheljabow. Dessen jüngerer Bruder Viktor sieht alles mit an und ist entsetzt über eine solche Bluttat. Während Andrej und Sofia gefangengenommen werden, flieht Viktor nach Deutschland zu einer Kontaktadresse seines Bruders.
Als Hermann Ott kommt er bei einem gewissen Thomas Vogel in Berlin unter, der ein Waffengeschäft führt und ihn als Lehrling aufnimmt. Könnte Hermann, der seit dem Attentat auf den Zar der Gewalt abgeschworen hat, zu diesem Zeitpunkt doch ahnen, dass ein Freund seines Mentors und späteren Schwiegervaters ihn dereinst für anarchistische Zwecke missbrauchen und zum Mörder machen wird! Er wird nur ein »Bauer« sein, ein Mittel zum Zweck.
In London versucht Margaret Harkness, nun schon in den Vierzigern und unheilbar an Lupus erkrankt, mit dem Schreiben von Zeitungsartikeln das Geld für eine Passage nach Australien zusammenzubekommen. Ihre Krankheit erfordert einen Aufenthalt in einem wärmeren Klima als dem englischen. Wie gelegen kommt da doch ein Brief ihres alten Freundes Joseph Bell, der sie bittet, mit ihm in Deutschland einen Spionagefall zu klären.
Die Freude über ein Wiedersehen mit dem Kameraden von damals und die Aussicht, dank des zugesagten Honorars über genügend Geld für die Umsiedelung nach »Down Under« zu verfügen, lassen Margaret zustimmen. Gemeinsam reisen sie und Bell nach Berlin, um die deutsche Regierung bei der Suche nach einem Verräter in den eigenen Reihen zu unterstützen. Es gelingt ihnen – respektive Margaret und ihrem Scharfblick – eine geschickt installierte Abhörvorrichtung als »Schuldigen« zu entlarven. Margaret ahnt nicht, dass sie damit den Tod einer unschuldigen Frau verursachen und dramatische Ereignisse auslösen wird.
Als Margaret wieder in London ist, bemerkt sie nach einiger Zeit, dass sie verfolgt wird. Diesmal sind es nicht Bell und Doyle, die gemeinsam mit ihr den unsichtbaren Feind jagen, sondern der sympathische Inspektor James Ethington und dessen Tochter Elizabeth. Es kommt zu einem Schusswechsel mit dem Verfolger, der über ein modernes Luftgewehr verfügt, das Revolvern weit überlegen ist. Ethington und Margaret überleben zwar den Anschlag, jedoch ihr Gegner kann unerkannt fliehen. Wann wird der nächste Angriff aus dem Hinterhalt erfolgen? Schon bald danach wird ihnen klar, dass Margarets Verfolger sich einem neuen Ziel zugewandt hat und anlässlich des diamantenen Thronjubiläums der englischen Königin Viktoria zuschlagen will … Die »Dame« ist in Gefahr!
Miss Harkness und das Damengambit – mein Fazit
Spannung, Tempo, Fiktion gemischt mit historischen Fakten und Persönlichkeiten: Das ist die gelungene Mischung, auf die Bradley Harper wie schon in »Dr. Doyle jagt Jack The Ripper« setzt. Auch wenn das Spiel mit Menschen gegen deren Willen – das Damengambit der Anarchisten – ein grausames ist, liest der Krimi sich leicht und flott.
Man empfindet ein gewisses Mitleid mit dem Attentäter wider Willen, da man seine Verzweiflung und seinen Hass irgendwie verstehen kann. Gleichzeitig steht man aber auch auf Seiten der Verfolgten und wünscht sich, die Anschläge möchten auf keinen Fall gelingen. Und betrauert diejenigen, die dem »Bauern« zum Opfer fallen.
Mich hat die Frage interessiert, wie Frauen in Männerkleidung damals das Problem mit dem Gang zur Toilette gelöst haben (gar nicht anders als sie es heute tun würden)! Und gefreut, dass es Bradley Harper als Mann überhaupt in den Sinn gekommen ist, dies zu erwähnen.
So, und mehr wird jetzt nicht verraten! Auf jeden Fall ist »Miss Harkness und das Damengambit« ein wunderbares und spannendes Lesevergnügen, so recht für einen gemütlichen Feierabend auf der Couch – ein prasselndes Kaminfeuer dazu wäre ideal! Passt aber auch zu einem warmen Sommerabend auf dem Balkon!
Für seine Fans hat Bradley Harper noch ein Goodie spendiert und die Kurzgeschichte »Miss Harkness‘ letzter Fall« angehängt, in der es um die seinerzeit junge und verspottete Disziplin der Forensik geht – und leider um Margarets Ende. Damit könnte es eigentlich keine weiteren Krimis mit und um Margaret Harkness geben. Aber vielleicht lässt Bradley Harper sich ja erweichen (falls er überhaupt diese Besprechung liest) und schreibt noch einen Roman über Margarets harte Jugend und wie ihr Leben als emanzipierte, oft als Mann getarnte, Frau begann. Das wär’s doch!
Ach ja, das noch: wie auch in »Dr. Doyle jagt Jack The Ripper« werden in einem bebilderten Anhang die einst real existierenden Persönlichkeiten sowie historische Orte, die in dem Krimi vorkommen, vorgestellt – ebenfalls ein feines Goodie.
Miss Harkness und das Damengambit – Quellen
[1] Mehr über den Autor: – Bradley Harper – Author, 2025 -> https://bharperauthor.com/, abgerufen am 20.5.2025
[2] Für Schach-Dummerle wie mich: Chess.com, Queen’s Gambit – Openings, https://www.chess.com/openings/Queens-Gambit, abgerufen am 19.5.2025
[3] Falls Ihr darüber mehr wissen wollt: am 13. März 1881 kam Zar Alexander II. bei einem Bombenattentat während einer Militärparade ums Leben, siehe auch -> Deutschlandfunk, Vor 135 Jahren – Ermordung von Zar Alexander II., Doris Liebermann, 13.03.2016, https://www.deutschlandfunk.de/vor-135-jahren-ermordung-von-zar-alexander-ii-100.html, abgerufen am 21.5.2025.
Miss Harkness und das Damengambit – (eventuell) bezahlte Werbung
Harper, Bradley, »Miss Harkness und das Damengambit«, übersetzt von Dorothee Schröder, 354 Seiten (mit Zusatzstory und allen Anhängen), Hamburg, 2024.
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