Silvester 2020 – heute gibt es auf Meine Leselampe ein Potpourri zum Jahresausklang und Zeitvertreib, da Partys und Feuerwerke abgesagt sind.

Ein Potpourri (herrlich altmodisches Wort) ist eine musikalische Komposition, die aus vielen Sätzen oder Ausschnitten anderer Musikstücke zusammengesetzt ist.

Und so ist mein Potpourri ein Mix aus Gedanken, Wünschen, Brauchtum und Delikatessen, kurz gesagt aus Anregungen.

Silvester 2020 – ein Gedanke

Das neue und das fast vergangene Jahr stehen und standen im Zeichen von Corona, für viele war es ein bitteres und folgenschweres Jahr. Und 2021 müssen wir noch viel Geduld und Disziplin aufbringen, bis wir alle durch die Impfungen sicher vor dem Virus sein werden. Wir brauchen mehr Glück für das neue Jahr denn je…

Heute – an Silvester – stehen wir im Zentrum von zwölf magischen Tagen: den Rauhnächten zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar. Es gilt, Unheil zu verhüten und Gutes heraufzubeschwören, ob mit Wünschen, Wahrsagerei oder anderen Ritualen.

Silvester – viele gute Wünsche

Silvester 2020

Zunächst möchte ich Euch von Herzen ein gesundes, glückliches und in jeder Hinsicht wirklich besseres neues Jahr wünschen.

Passt auf Euch und Eure Lieben auf…

Übrigens: die Weihnachts- und Neujahrsgrußkarten haben die Viktorianer erfunden – genauer: der englische Maler John Calcott Horsley (1817-1903) begründete 1843 den Brauch!!

(Bild links: Thanks for your like-donations welcome/Pixabay)

Silvester 2020 – etwas Brauchtum

Ausgangssperren, keine Raketen, keine Böllerei – Tierbesitzer freuen sich, doch viele sind unzufrieden. Dabei gibt es Alternativen: Bleigießen, um die Zukunft vorherzusagen, einfach gemütlich zusammensitzen und etwas Leckeres essen, Musik hören, binge-watchen oder lesen (z.B. ->https://www.meineleselampe.de/die-glocken/ ), um sich die Zeit zu vertreiben.

Die Zeitspanne zwischen den Jahren vom 25. Dezember bis zum 6. Januar galt und gilt vielerorts als unheimlich, als Lücke in der Zeit: es sind die Rauhnächte, die Nächte der Wilden Jagd, in England “The Wild Hunt”, in denen der Gott Odin (Wotan) mit seinen Kriegern verlorene Seelen jagt.

Die Wilde Jagd war ein Vorbote von Katastrophen, Kriegen und Tod, mit vielen Bräuchen suchte man sich vor kommendem Unheil zu schützen.

Ein alter Aberglaube verbietet, in dieser Zeit weiße Wäsche draußen aufzuhängen, Odin und seine unheimlichen Gefolgsleute könnten sich darin verfangen oder die weiße Wäsche als Leichentücher verwenden. Auch sollte man nicht aus dem Fenster blicken – empfohlen wurde, sich im Haus einzuschließen und zu beten.

In vielen Gegenden Europas werden auch heute noch die Häuser und Wohnungen mit Kräutern ausgeräuchert und so vom Bösen gesäubert.

Silvester 2020

Weihrauch, Salbei, Beifuß, Thymian oder Myrrhe, Gewehrsalven von Schützen, später Böller und Raketen oder Lärm jeder Art sollten böse Geister vertreiben. In Österreich und Bayern ziehen in manchen Gegenden zu diesem Zwecke heute noch die “Perchten” umher.

(Bild rechts: strichpunkt/Pixabay)

Jede der zwölf Rauhnächte steht für einen der zwölf Monate des Jahres. Ein weitere Volksglaube besagt, dass das, was man in einer dieser Nächte träumt, im kommenden Jahr geschehen wird. Warum nicht mal des Spaßes halber eure Träume notieren und sehen, was daraus wird? Aber nur die schönen….

Silvester 2020 – einige Köstlichkeiten

Aberglaube hin oder her – auf keinen Fall kann es schaden, am Silvesterabend etwas Gutes zu genießen, auch schon als Grundlage für das Anstoßen um Mitternacht.

Im viktorianischen England war die Mulligatawny-Soup ein Klassiker zur Jahreswende – ja, kennen wir aus “Dinner for One” (kommt auch heute abend wieder im Fernsehen, zwischen 18 und 20 Uhr auf den meisten ARD-Regionalprogrammen – same procedure an jedem Silvester).

Eigentlich ist das Grundrezept für die Mulligatawny-Soup ein indisches Saucenrezept, das von britischen East-India-Companie-Angestellten und Kolonialbeamten mit nach England gebracht wurde.

Eigentlich müsste die scharfe Suppe “Milagu Tannir” (tamilisch “Pfefferwasser”) heißen, aber so gut beherrschten die britischen Besetzer die Sprache wohl nicht, bei ihnen wurde halt “Mulligatawny” daraus.

Es gibt heute unendlich viele Rezeptvarianten, die originale Version basierte wohl auf einer Hühnerbrühe, gekocht und gewürzt mit Zwiebeln, Chilli, Kurkuma, Pfeffer, Ingwer und Curry….

Auch die letzte der zwölf magischen Nächte hat ihre eigene Spezialität mit ebenso vielen Rezeptabwandlungen wie die Mulligatawny-Soup: in England The Twelfth Cake oder bei uns in Deutschland schlicht der Dreikönigskuchen.

Silvester 2020

Gestoßen bin ich auf den “Twelfth Cake” bei der britischen “Literaturköchin” und Schriftstellerin Pen Vogler, die Rezepte aus Werken von Charles Dickens und Jane Austen im britischen Fernsehen stilgerecht nachkocht (s.u. Quellen und Weblinks).

In ihrem “Christmas with Dickens” erzählt Pen Vogler, dass der erste Sohn von Charles Dickens und seiner Frau Catherine am 6. Januar, in der zwölften Nacht also, geboren wurde. Jedes Jahr zu seinem Geburtstag am Dreikönigstag schenkte ihm seine Patin, Angela Burdett-Coutts, einen Twelfth Cake, ließ ihn dem Jungen sogar nachschicken, wenn Familie Dickens mal wieder die Welt erkundete.

Bis 1870 gab es die Tradition des Twelfth Cake am Dreikönigstag, dann veranlasste Queen Victoria, dass er zum Weihnachtsfest serviert wurde.

Wie gesagt, es gibt viele Rezept-Variationen – die Grundlage ist ein Obstkuchen mit Zimt, Koriander und auf jeden Fall Brandy, ganz einfach oder gern auch mit einer aufwendigen Zuckerglasur (royal icing sugar).

(Bild rechts: Blandine JOANNIC/Pixabay)

Unbedingt enthalten muss der Kuchen der zwölften Nacht eine Bohne und eine Erbse. Der Esser, der die eingebackene Bohne findet, ist der König der Nacht oder der Bohnenkönig (oder “Lord of Misrule”), die Esserin, die auf die Erbse stößt, ist Königin der Nacht/Erbsenkönigin.

Sylvester 2020

Bei uns in Deutschland wurden und werden in den Dreikönigskuchen (hier meist ein Rühr- oder Hefekuchen) auch Pfennige in den Teig gerührt, in Frankreich kenne ich es beim “gateau du roi” mit einer kleinen Porzellanpuppe.

(Bild links: anncapictures/Pixabay)

Eine viktorianische Feierlichkeit zum Dreikönigstag schildert der heute fast vergessene viktorianische Autor William Harrison Ainsworth (1805-1882) in seinem Roman “Mervyn Clitheroe” von 1857. Illustriert wurde die Szene übrigens von “Phiz”, der auch viel für Charles Dickens arbeitete. Nur mal am Rande erwähnt.

Und nun feiert Eure Variante von einem ruhigen Silvester 2020 – nochmal alles Gute und bis zum nächsten Jahr – wir lesen uns!!!

Silvester 2020 – Quellen und Weblinks

Zur Wilden Jagd:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Wilde_Jagd
  • Bechstein, Ludwig (deutscher “Viktorianer”), “Deutsches Sagenbuch”, daraus: “Der wilde Jäger”, herausgegeben von Karl-Maria Guth, Hofenberg Verlag, Berlin 2016, Erstdruck Leipzig 1853

Zur Mulligatawny-Soup:

Zum Twelfth Cake:

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Silvester 2020