Valentinstag, der 14. Februar – “süß” erscheint der Tag den Paaren, die sich und ihre Liebe feiern. “Sauer” stößt er den Skeptikern auf, die in ihm nur einen Anlass sehen, den Kommerz anzukurbeln.

Valentinstag – wie alles begann

Wie dem auch sei, der Valentinstag hat Tradition. Alles begann vor langer Zeit mit heidnischen Ritualen, dann dem Märtyrer Valentinus und dem kirchlichen Gedenken an sein Leiden.

In den folgenden Jahrhunderten entwickelten sich daraus höfisches Brauchtum, Dichtkunst und Feste, später wurde der Valentinstag auch vom “einfachen Volk” begangen.

Doch das alles ist heute nicht mein Thema – mir geht es auf Meine Leselampe um den viktorianischen Valentinstag mit einem Brauch, den ich als süß bis sauer bezeichnen möchte.

Valentinstag – viktorianisch süß bis sauer

Die Viktorianer hatten so ihre eigene Art, den Valentinstag zu zelebrieren. Sie verschenkten Blumen und Süßigkeiten, verschickten Kartengrüße mit Liebesschwüren – aber auch mit ablehnenden, ja sogar beleidigenden Botschaften!!!

Valentinstag

Die Viktorianer haben die wundervoll verzierten Valentinskarten und deren Massenproduktion erfunden (Bild links: Oberholster Venita/Pixabay),

aber zugleich auch den Vorläufer des heutigen Shit-Storms, die “Vinegar Valentines”.

(Bild rechts: eine Edward-Lear-Skizze von Prawny/Pixabay)

Valentinstag – viktorianisch süß

Schon Ende des 18. Jahrhunderts “boomten” im britischen Empire Valentinskarten mit romantischen Liebesgrüßen. Doch nicht alle Verliebten waren kreativ, ein britischer Verleger schaffte 1797 Abhilfe und gab das Buch: “The Young Man’s Valentines Writer” heraus. Ein anderes Werk “The High Road to Love” diente Männern und Frauen als Vorlage zum romantischen Dichten. Doch bald sollte es noch einfacher werden.

Valentinstag

Druckereien fingen wegen der großen Nachfrage an, Karten mit vorgedruckten Versen und Bildern zu produzieren, sie wurden “Mechanical Valentines” genannt.

(Bild links: Please Don’t Sell my Artwork AS IS/Pixabay)

Im 19. Jahrhundert wurden diese “Mechanical Valentines” dann in großem Stil in Fabriken produziert. Etwas kunstvoller und vermutlich auch kostspieliger waren die handgefertigten “Fancy Valentines” mit echten Spitzenbändern und Schleifen.

Bis zur Postreform und der Einführung der “One Penny Black”- Briefmarke im Jahr 1840 war das Versenden von Briefen noch eine teure Angelegenheit, trotzdem wurden zehntausende Valentinskarten jährlich verschickt.

Ab 1840 schnellte die Zahl der Valentinskarten dann auf fast eine halbe Million. Postboten wurden mit der Kartenflut kaum noch fertig, sie erhielten teilweise zusätzliche Essensrationen, um ihren Job bewältigen zu können.

Valentinstag – viktorianisch sauer

Tja, und weil die Post nun so günstig war und man übrigens auch nicht seine Adresse angeben musste, nahm die Unsitte zu, “Vinegar Valentines” zu verschicken. Aus anfänglich spöttisch-humorvollen Grüßen wurden beleidigende Widmungen, aus poetischen Verschen wie

Honey is sweet and so are you” Schmähungen wie “Love stinks and so do you” (und Schlimmeres).

Empfängerin oder Empfänger wurden tief verletzt und gekränkt…

…in manchen Fällen sollen “Vinegar Valentines” Handgreiflichkeiten, Prozesse, ja sogar Morde und Selbstmorde ausgelöst haben. Das erinnert an heutiges Mobbing über Social Media-Kanäle und seine verheerenden Folgen…

(Bild rechts von Clker-Free-Vector-Images/Pixabay)

Darum genug von dieser viktorianischen Abart der Valentinsgrüße! Wir wollen uns den Tag gegenseitig versüßen.

Valentinstag

Es müssen ja nicht nur Liebende sich mit Karten, Pralinen oder Blumen beglücken, wir könnten ebenfalls guten Freunden oder einsamen Nachbarn eine kleine Freude machen. Anregungen gibt es genügend, z.B. eine “süße” viktorianische Karte oder ein Lesezeichen für einen lieben Menschen, selbst gestaltet aus Stoffresten, Fotoausschnitten, Tortenspitze, etc…

(Bild links ist von Oberholster Venita/Pixabay)

Und falls Ihr den Valentinstag allein feiern müsst, versüßt Euch selbst den Tag. Kauft Eure Lieblingspralinen und ein paar Blumen, hört Eure Lieblingsmusik oder lest ein Buch, gemütlich auf die Couch gekuschelt. A propos lesen:

Valentinstag – Buchtipp süß-saurer

Der “süß-saure” Buchtipp bezieht sich auf eine ungewöhnliche Schriftstellerin mit außergewöhnlichem Witz und Verstand, die ein gewöhnliches Provinzleben geführt hat. Und über ihre Zeit hinaus noch die viktorianische Literatur nachhaltig prägte: Jane Austen (1775-1817).

Valentinstag

Witziges und Weises, Geniales und Gemeines von Jane Austen” – unter diesem Titel hat der Insel Verlag 2017 ein kleines Bändchen mit süß-sauren Sprüchen und Zitaten aus Jane Austens Romanen und Briefen herausgegeben.

Und die haben es in sich, schaut mal:

“Mrs. Hall aus Sherbourne kam gestern vor der Zeit mit einer Totgeburt nieder, verursacht durch einen Schock. Sie hat vermutlich aus Versehen ihren Mann angeschaut.”

Seite 41 aus “Witziges und Weises, Geniales und Gemeines von Jane Austen”, (Brief an Cassandra), Zitate ausgewählt von Katrin Eisner, Insel Verlag Berlin, 2017.

oder:

“Meine liebe Alicia, was hast Du bloß für einen Fehler begangen, einen Mann in seinem Alter zu heiraten! -[…]- zu alt, um angenehm zu sein, und zu jung, um zu sterben.”

Seite 72 aus “Witziges und Weises, Geniales und Gemeines von Jane Austen”, (Roman “Lady Susan), Zitate ausgewählt von Katrin Eisner, Insel Verlag Berlin, 2017.

Mich hat der kleine Band amüsiert, es macht Spaß, all die Weisheiten über das Leben und die kleinen Seitenhiebe auf gesellschaftliche Auswüchse zu lesen. Und ich spüre das dringende Bedürfnis, mal wieder zu einem Jane-Austen-Roman zu greifen.

Mehr über Jane Austen findet Ihr auch auf Meine Leselampe -> https://www.meineleselampe.de/felicitas-von-lovenberg-jane-austen/.

Und jetzt wünsche ich Euch einen wunderschönen Valentinstag, ob allein oder zu Zweit! Und nur “Süßes” für Euch! Oder mit ohne Saures eben….

Valentinstag – Quellen und Weblinks

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