Nicht mehr lang und es weihnachtet sehr. Und wie alle Jahre wieder ist es höchste Zeit, sich Gedanken über die Geschenke für unsere Lieben zu machen. Da ich mich stets über frischen Lesestoff freue, empfehle ich selbst natürlich Bücher, Bücher, Bücher …
Heute geht es um eine reizende Erzählung des schreibenden »Postlers« Anthony Trollope (1815-1882). Näheres über ihn und weshalb ich ihn flapsig als »Postler« bezeichne, erfahrt Ihr unter dem Meine Leselampe-Link zu seiner Biographie: [1].
Inhalt
Weihnachten in Kirkby Cottage – Einleitung
„Moment mal, d e n Titel des Büchleins kennen wir doch schon“, werden jetzt einige treue Meine Leselampe-Fans sagen. Vermutlich meinen sie aber »Weihnachten auf Thompson Hall«, ebenfalls aus der Feder von Anthony Trollope, das ich 2022 im »Weihnachts-Dreierlei« vorgestellt hatte und hier nochmals schnell einblende:
»Weihnachten im Kreis der Großfamilie, oh, das war und ist nicht jedermanns Sache!!! Viele versuchen, der fest eingeplanten Harmonie (spitze Bemerkungen inclusive) rund um den Tannenbaum der Schwiegereltern oder sonstigen Anverwandten zu entgehen! Die uralte Frage lautet: Lieber Weihnachten allein oder zu zwei’n im wohlvertrauten Heim?
Der liebenswerte und glücklich verheiratete Mr. Brown aus Anthony Trollopes Erzählung „Weihnachten auf Thompson Hall“ möchte auf keinen Fall mit der weitverzweigten Sippe seiner Frau feiern. Die Aussicht, Weihnachten auf dem Familiensitz Thompson Hall in Stratford-le-Bow zu verbringen, behagt ihm gar nicht.
Bisher hat Mr. Brown seine Gattin stets überreden können, seiner Gesundheit wegen (Hals und Brust sind anfällig!) den Winter mit ihm in Südfrankreich zu verbringen. Acht glückliche Jahre klappte das, doch nun erging an Mrs. Brown eine sehr nachdrückliche Forderung, sich mit ihrem Gatten zum Weihnachtsfest nach Thompson Hall zu bequemen. Die Ankündigung der Verlobung von Mrs. Browns Schwester nebst Präsentation des zukünftigen Gatten stünden bevor und der erneute Einzug eines Thompson in das Parlament sei zu beglückwünschen!
Mrs. Brown, die gern wie früher einmal wieder Weihnachten im Kreise ihre Lieben feiern möchte, ist es tatsächlich gelungen, ihren widerspenstigen Gatten aus Südfrankreich weg zu lotsen. Bis Paris haben sie es schon geschafft und könnten rechtzeitig zum Fest auf Thompson Hall eintreffen. Aber das Wetter ist schlecht und Mr. Brown schlägt es prompt auf seine empfindlichen Körperregionen Hals und Brust, er wird krank.
Es ist ein köstliches Vergnügen, zu lesen, was die Gattin sich einfallen lässt, um ihren leidenden Mann möglichst schnell zu kurieren, welch missliche Verwicklungen sich daraus ergeben und welch peinliche Entlarvung ansteht!!«
Zu »Weihnachten auf Thompson Hall« siehe auch -> https://www.meineleselampe.de/buchtitel/weihnachts-dreierlei-2022/.
Trollopes »Weihnachten auf Thompson Hall« (liebevoll illustriert von Irmela Schautz) macht sich wunderbar unter dem Christbaum – ebenso wie »Weihnachten in Kirkby Cottage«, das ich heute vorstellen möchte.
Weihnachten in Kirkby Cottage – zum Inhalt
1870 erschien Anthony Trollopes Erzählung in Routledge’s »Christmas Annual« [2].
Es fängt alles an mit dem Satz:
»Eigentlich ist Weihnachten langweilig.«
Trollope, A., Weihnachten in Kirkby Cottage, Berlin 2024, S. 7.
Dieser Satz, harmlos gemeint, erweist sich als verhängnisvoll. Geäußert hat ihn der junge, manchmal etwas selbstgefällig erscheinende Maurice Archer, Nachbar und in diesem Jahr Weihnachtsgast der Familie des Pfarrers Hochwürden John Lownd. Der ältesten Tochter des Hauses, Isabel, stößt diese Bemerkung böse auf und es ist ihr egal, was der unbedacht Daherschwätzende im Nachhinein zu seiner Verteidigung vorbringt.
Mutter Lownd hatte anfangs die Befürchtung gehegt, die jungen Leute könnten sich womöglich ineinander verlieben, wenn sie einige Tage unter einem Dach lebten. Und gar die Nachbarn und Bekannten in Kirkby Cliffe – werden sie nicht vermuten, die Lownds wollten ihre Tochter an den Mann bringen? Doch ein Techtelmechtel scheint in weite Ferne gerückt, denn Isabel straft Maurice weiterhin für seine Bemerkung mit kühler Höflichkeit und ignoriert ihn, wenn es eben geht. Maurice hält Isabel für unhöflich und sagt ihr das auch. Manchmal hatte er sich vor dem Zerwürfnis überlegt, ob er nicht in Isabel verliebt sei und ihr einen Antrag machen solle – das kommt nun nicht mehr in Frage.
An diesem Abend und am folgenden Tag schaffen es die beiden auf wundersame Art und Weise, sich misszuverstehen, aneinanderzugeraten, sich wiederum mit Selbstvorwürfen zu peinigen und an dem Verhalten des Anderen sowie an den eigenen Gefühlen (Bin ich vielleicht verliebt? NEIN! JEIN? JA? NEIN!) zu zweifeln. In Liebensdingen erfahrenere Semester erkennen in solchen Verhaltensmustern das – in unserem Fall etwas zäh vor sich hin schleichende – »Was sich liebt, das neckt sich«-Syndrom.
Ist dem so? Finden Maurice und Isabel zueinander oder werden ihre Wege sich nach dem gemeinsamen Weihnachtsfest trennen? Man bedenke: Maurice erwägt bereits, nach Afrika auszuwandern … !
Weihnachten in Kirkby Cottage – mein Fazit
Leicht und heiter erzählt Anthony Trollope von den emotionalen Irrungen zweier junger Leute, die eigentlich füreinander geschaffen sind, es aber selbst nicht so recht einsehen wollen. Ich habe das Büchlein ohne Unterbrechung durchgelesen und musste manches Mal schmunzeln oder erinnerte mich an meine Pubertät und erste Verliebt-Verwirrtheiten in dieser Phase.
Ein charmantes und herzerwärmendes Lesevergnügen – nicht nur zur Weihnachtszeit!
Weihnachten in Kirkby Cottage – Quellen und Weblinks
[1] Anthony Trollopes Biographie auf Meine Leselampe: https://www.meineleselampe.de/anthony-trollope-biographie/. Oder von https://trollopesociety.org/.
[2] Siehe -> The Online Books Page, Routledge’s »Christmas Annual«, Fifth Season Volume, online: https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=iau.31858031799277, abgerufen am 3.12.2025.
Weihnachten in Kirkby Cottage – Bestellmöglichkeit
Trollope, Anthony, »Weihnachten in Kirkby Cottage«, übersetzt von Andrea Ott, illustriert von Irmela Schautz, erschienen 2024 im Insel Verlag Berlin.
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Und hier nochmals ein Bestell-Link für »Weihnachten auf Thompson Hall«, falls Ihr keine Zeit habt, auf Meine Leselampe zu stöbern:
Trollope, Anthony, »Weihnachten auf Thompson Hall«, Erzählung, 95 Seiten, übersetzt von Andrea Ott, Illustrationen von Irmela Schautz, erschienen 2021 im Insel Verlag, Berlin.
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Ihr könnt »Weihnachten in Kirkby Cottage« auch gleich im Doppelpack mit »Weihnachten auf Thompson Hall« verschenken, dann gibt es ein Postkartenset gratis dazu (solange der Vorrat reicht!!):
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