Der schreibende „Postler“ – ja, so könnte man Anthony Trollope tatsächlich nennen…

Anthony Trollope: Lebenslauf

Der viktorianische Schriftsteller Anthony Trollope wurde 1815 in London geboren und starb 1882 in Harting in Sussex.

Schon seine Mutter Frances war Autorin, sie verdiente gut an ihren Romanen und Reiseberichten. Vielleicht lagen Anthony Trollope die Liebe und das Talent zum Schreiben im Blut.

Hauptberuflich arbeitete Trollope als Postbeamter in England und Irland, seine 45 Gesellschaftsromane, zahlreichen Kurzgeschichten, Essays, Biographien und Reisebeschreibungen verfasste er in seiner Freizeit – jeden Morgen vor seiner Arbeit – und später im Ruhestand.

Verheiratet und Vater von zwei Kindern war Trollope auch, seine Tage waren gut ausgefüllt mit seinen Verpflichtungen. Ohne perfektes Life-Work-Management hätte das bestimmt nicht geklappt.

Trotzdem blieb Trollope genug Zeit zu reisen. Zum Teil beruflich bedingt, zum Teil aus privaten Interessen besuchte er Ägypten, Westindien, die Vereinigten Staaten und Australien.

Trollope kennt die Schwachpunkte der viktorianischen Gesellschaft und benennt sie, aber stets mit einem Augenzwinkern und mit Humor. Er ist kein Weltverbesserer oder Revoluzzer und hat literarische Proteste seiner Kollegen eher belächelt. Vielleicht dachte er bei sich: was wir haben, das kennen wir – wir wissen nicht, was wir statt dessen bekämen.

Ein viktorianischer Realist, der aber zumindest zeitweise gewisse Ambitionen gehegt haben muss. Denn Trollope hatte sich 1868, wenn auch erfolglos, um einen Sitz im Britischen Parlament beworben.

Anthony Trollope ist bodenständig in seiner Welt mit all ihren Mängeln und Schönheiten verhaftet. Seine Leser bezieht er in die Schwächen und Stärken seiner Romanheldinnen und -helden mit ein. Der viktorianische Schriftsteller vermittelt eine „Wir-Menschen-sind-nun-einmal-so“-, „Wer-kennt-das-nicht-von-sich-selbst“- Stimmung und weckt damit Verständnis für das Handeln seiner Figuren.

Das macht sie sympathisch und man kommt ihnen menschlich nah – obwohl uns mehr als 150 Jahre von ihrem Denken und Fühlen trennen.

Heute scheiden sich die Geister am Autor Trollope. Es gibt überzeugte Liebhaber, die sogenannten „Trollopianer“ und es gibt Kritiker, die seinen Stil für zu seicht, oberflächlich, langweilig oder unstrukturiert befinden.

Anthony Trollope: einige Werke

Ich mag Trollope, er erzählt gemütlich und freundlich. Nicht alle seine Werke wurden bisher ins Deutsche übersetzt. Am bekanntesten sind wohl „Septimus Harding, Spitalvorsteher“ (1855) und „Die Türme von Barchester“ (1857), beide Romane gehören zu Trollopes Barchester-Chroniken, die er in der fiktiven Grafschaft Barsetshire angesiedelt hat.

Auf Meine Leselampe habe ich bisher „Miss Mackenzies Mut zu lieben. Die Geschichte einer alten Jungfer“ (1865) vorgestellt. Hier könnt Ihr meine Meinung zum diesem Trollope-Roman nochmal nachlesen – per Klick: „Miss Mackenzies Mut zu lieben“.

Nächsten Dienstag kommen dann „Die Claverings“ von 1867 an die Reihe. Eine Familien – und eine Dreiecks-Liebesgeschichte mit Irrungen und Wirrungen und allem, was dazu gehört.

Diesen Trollope-Roman könnte man sehr passend mit dem Goethe-Zitat: „Am Gelde hängt alles, zum Gelde drängt doch alles“ (Faust, 1. Teil) überschreiben und trotzdem sind die Akteure ungemein liebenswert. Dank Anthony Trollope. Und seinem Augenzwinkern……

Anthony Trollope: Quellen und Weblinks

  • https://www.bl.uk/people/anthony-trollope
  • Knaurs Lexikon der Weltliteratur (Droemer Knaur 1979 – ja, ich habe viele alte Bücher!!),
  • Hans-Dieter Gelfert:“Kleine Geschichte der englischen Literatur“ (Beck’sche Reihe 2005),
  • wikipedia

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Anthony Trollope-Kurze Biographie