Von mir überarbeitete Version vom 11.07. 2019, Meine Leselampe (damals noch blogspot)

“Der Schwarze Vorhang” – Einleitung

Der irische Schriftsteller Joseph Sheridan Le Fanu verbreitet viktorianischen Nervenkitzel sehr gekonnt. Leider habe ich ihn erst spät kennengelernt. Vor fast zwei Jahren fiel mir auf einem Flohmarkt ein kleines, unheimlich anmutendes Buch auf.

Das dunkel gehaltene Cover ziert eine gehörnte und recht schaurige Fratze. Ansprechend für einen Horror-Fan wie mich war auch der Titel: “Der Schwarze Vorhang – unheimliche Kriminalfälle aus dem alten Irland”. Gesehen, gekauft, gelesen.

“Der Schwarze Vorhang” – die erste Erzählung

Die erste der drei schaurig schönen Geschichten ist titelgebend: “Der Schwarze Vorhang” aus dem Jahre 1839 (OT: “A Chapter in the History of a Tyrone Family”).

Die junge Fanny Richardson wird von ihren Eltern mit dem reichen und kultivierten Lord Glenfallen verheiratet. Die Flitterwochen verbringt das Paar auf einem prächtigen Landsitz Glenfallens. Gleich bei der Ankunft wird Fanny von einem beunruhigenden Omen erschreckt, versucht aber, die Erscheinung zu verdrängen.

Doch die anfangs harmonische und friedliche Stimmung verdüstert sich zusehends: Glenfallen verbietet seiner Frau, einen bestimmten Teil des Gebäudes zu betreten und Fanny wird von einer wie aus dem Nichts auftauchenden und offenbar wahnsinnigen Frau beschimpft und bedroht.

Ihr bisher zuvorkommender Ehemann verändert sich, er wird immer verschlossener, schroffer, bei ihm findet Fanny keine Hilfe mehr. Sie gerät in Lebensgefahr…

Der Schwarze Vorhang

Joseph Sheridan Le Fanu: Wahre Kriminalfälle oder gekonnte Fiktion?

“Der Schwarze Vorhang” – die zweite Erzählung

In “Aus den geheimen Aufzeichnungen einer irischen Gräfin”, ebenfalls 1839 (OT: “A Passage in the Secret History of an Irish Countess”), muss Lady Margaret nach dem Tod ihres Vaters zu ihrem skandalumwitterten Onkel Sir Arthur Tyrell ziehen. Sein Anwesen ist heruntergekommen und düster, aber Onkel und Cousine begrüßen Margaret so herzlich, dass ihre Befürchtungen zunächst unbegründet erscheinen.

Es dauert nicht lang, da stellt der Sohn des Hauses ihr nach und auch der Onkel will eine Heirat seines Mündels mit seinem Filius erzwingen. Margaret weigert sich, unterstützt von ihrer Cousine, und wird zunächst in Ruhe gelassen.

Doch sie bemerkt, dass Sir Arthur Tyrell und sein Sohn insgeheim Vorbereitungen treffen, um sie zu ermorden und so an ihr Geld zu gelangen…

Anmerkung: Joseph Sheridan LeFanu veröffentlichte 1851 eine weitere Variante der Geschichte, anglisierte den irischen Stoff auf Anraten eines Freundes und schrieb dann die Erzählungen zu dem Kriminalroman “Onkel Silas” (erschienen 1864) um. Siehe dazu auch unter Weblinks.

“Der Dunkle Vorhang” – die dritte Erzählung

Die “Abenteuer eines Totengräbers” (OT: “The Sexton’s Adventure”) von 1851 spielen in einem Vorort Dublins, in Chapelizod. Hauptakteure dieser Gespenstergeschichte sind zwei Saufkumpane.

Der eine, ein schwermütiger Wirt namens Slaney, ist dem Alkohol nicht sonderlich zugetan, wird aber durch Martin, den immer durstigen Totengräber von Chapelizod, zum Trinken verführt. Er ruiniert sich dabei und sieht keinen anderen Ausweg, als seinem Leben ein Ende zu setzen.

Ein Jahr später, in einer gewittrigen Nacht, wird der Totengräber von einem unheimlichen Fremden verfolgt und bedrängt, zu trinken…

Anmerkung: in Chapelizod hat Joseph Sheridan LeFanu seine ersten Lebensjahre verbracht. Dem Phoenix Park sowie der Pfarrkirche des Dubliner Vorortes hat er in einigen seiner Werke ein Denkmal gesetzt.

Der Schwarze Vorhang

Der Phoenix-Park in Chapelizod, Dublin, heute……Ein Foto von Carina Chen/Pixabay.

“Der dunkle Vorhang” – Fazit

Alle drei Geschichten sind atmosphärisch düster, man lebt sich beim Lesen in die bedrückenden Stimmungen regelrecht ein und kann in keiner Minute an ein gutes Ende glauben. Joseph Sheridan Le Fanu (1814-1873) schreibt flüssig und überraschend modern, ich habe das Buch von Anfang bis Ende in einem Zug durchgelesen.

Die Motive kamen mir zum Teil bekannt vor, das ist kein Wunder, da viele Schriftsteller des 19. Jahrhunderts sich von Sheridans LeFanus Motiven inspirieren ließen und “Anleihen” genommen haben. Und Sheridan selbst wurde von den Romanen Ann Radcliffes (1764-1823) beeinflusst. Zudem hat LeFanu viele seiner Kriminal- und Gespenstergeschichten – wie oben schon erwähnt – nochmals zu Romanen weiter verarbeitet.

Wer es gern unheimlich auf viktorianische Art mag, sollte Joseph Sheridan Le Fanu unbedingt kennenlernen.

“Der dunkle Vorhang” – Lese-Exemplar

Der Schwarze Vorhang

Joseph Sheridan Le Fanu, “Der Schwarze Vorhang”, (UT: Unheimliche Kriminalfälle aus dem alten Irland), übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Alexander Pechmann, erschienen 2009, Achilla Presse Verlagsbuchhandlung, Butjadingen – Dublin, 119 Seiten.

“Der dunkle Vorhang” – Quellen und Weblinks

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