Ludwig, Maykel und die Alraunen

Ludwig, Maykel und die Alraunen – sie sind der Grund, dass ich Euch am Freitag nicht wie versprochen -> https://www.meineleselampe.de/meine-leselampe-kw-43-vorschau/ die Erzählung “Vera” des Comte Villiers de L’Isle-Adam vorgestellt habe.

Am Donnerstag konnte Ihr über “Die gelbe Tapete” von Charlotte Perkins Gilman -> https://www.meineleselampe.de/viktorianisches-halloween-2/ lesen, tja, und dann war Funkstille auf Meine Leselampe.

Warum – da muss ich jetzt ein bisschen ausholen…

Ludwig, Maykel und die Alraunen – unsere Geschichte

Wir haben einen Hausgeist. Er heißt Ludwig und wir hören und spüren ihn oft.

Ludwig, Maykel und die Alraunen

Ein leises Knarzen, Schritte hinter Dir, obwohl Du ganz allein im Haus bist. Ein, wie soll ich es beschreiben, flackernder Schatten an der Wand, manchmal auch ein Luftzug bei geschlossenen Fenstern.

(Bild links: Mystic Art Design/Pixabay)

Vor einigen Jahren, als wir im Urlaub waren, wollte eine Freundin unsere Blumen gießen und sah an einem Fenster im ersten Stock eine dunkle Gestalt. Ähm, sie hat die Blumen nicht gegossen…

Vor vielen Jahrzehnten hat unser Geist hier mit seiner Schwester Karoline gelebt. Er war Bauer und ein sonderbarer Einzelgänger, der nie wirklich zur Dorfgemeinschaft gehörte. Munkeln jedenfalls die älteren Ortsansässigen.

Und eines Tages hat Ludwig sich in diesem Haus ‘entleibt’ – wie es in viktorianischer Zeit hieß. Modern ausgedrückt: er erhängte sich in diesen vier Wänden. Seine Seele zog nach dem Tod nicht mit aus.

Seit wir hier wohnen, ist er ist ein Teil unseres Lebens geworden. Scheinbar hat sich seine Anwesenheit in Gespensterkreisen herumgesprochen, …

Ludwig, Maykel und die Alraunen

…denn am Freitag, frühmorgens, stand Maykel vor der Tür. Maykel kommt aus Peru und wirkte recht erschöpft.

Geister reisen zwar durch die Luft (auf Gedankenwellen), doch auch das ist scheinbar recht anstrengend. Nicht, dass wir Maykel verstehen könnten, denn er spricht das indigene Quechua. Aber wir haben dem armen Kerl angesehen, wie müde er war und boten ihm ein gemütliches Plätzchen zum Ausruhen an. Und dann durfte ich ihn tatsächlich fotografieren.

Doch Maykel allein wäre kein Hinderungsgrund gewesen, meinen versprochenen Beitrag zu schreiben. Es kamen weitere Halloween-Geister-Gäste: die Alraunen. Zwei Schwestern und Ihr wisst ja, wie laut Alraunen schreien, sobald sie ihre dunkle, unterirdische Behausung verlassen haben.

Ludwig, Maykel und die Alraunen

Zudem sind die beiden recht munter und ausgelassen und wirbeln und toben ununterbrochen durch das ganze Haus.

Wie soll ich da konzentriert schreiben?

Die Alraunen können Ludwig sehen und meinen, er sei mürrisch und “knorrig wie ein alter Baum”. Ich möchte mir gar nicht weiter ausmalen, wie unser Ludwig so aussieht und drauf ist, ich muss ja weiterhin hier mit ihm leben. Also pflege ich nach Kräften meine Vorstellung von einem netten Bilderbuch-Opa.

Der peruanische Geist Maykel ist recht ruhig und pflegeleicht, ein angenehmer Gast, wegen mir darf er gern bleiben. Doch die Alraunen bringen mir den ganzen Haushalt durcheinander und treiben meinen Mann und mich allmählich in die Verzweiflung.

Ludwig, Maykel und die Alraunen

Schaut selbst: ehe ich mich versehen hatte, eroberten die Alraunen am Freitag meinen Schreibtisch und führten fröhliche Tänzchen auf.

Wenigstens können die Alraunen-Schwestern unseren peruanischen Gast Maykel verstehen , sie dolmetschen für uns und so erfuhren wir, welche Vorlieben er hat: er trinkt gern Kaffee! Das heißt, er genießt den feinstofflichen Anteil. Die Alraunen dagegen leben von unserer inneren Ruhe – scheint mir. Sie nagen an unserer seelischen Stabilität.

So leben wir an und über Halloween im Geister-Ausnahmezustand, trinken viel Kaffee für Maykel und verlieren unsere Gelassenheit an die Alraunen. Gerade konnte ich die drei zu den Nachbarn schicken (vielleicht erscheint Euch das gemein, ist aber nur Selbstschutz) – und nutze schnell die Zeit, um Euch dies alles mitzuteilen

Sobald bei uns wieder dauerhaft Ruhe einkehrt, liefere ich Euch die Kurzgeschichte “Vera” des Comte Villiers de L’Isle-Adam nach. In dieser dunklen Jahreszeit passt gruselige Literatur doch eigentlich immer, nicht nur zu Halloween!

Übrigens: wenn Ihr mir meine Geschichte nicht glaubt, ich versichere Euch, es gibt tatsächlich Hausgeister, auf jeden Fall, ganz bestimmt -> https://wiki.yoga-vidya.de/Hausgeist – oder?

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Ludwig, Maykel und die Alraunen