“North and South”, die Miniserie der BBC von 2004 ist mein heutiger DVD-Tipp auf Meine Leselampe. Vorlage ist der gleichnamige Industrie-Roman (deutscher Titel “Norden und Süden”) der viktorianischen Schriftstellerin Elizabeth Cleghorn Gaskell aus dem Jahr 1855.

Nach meinem “Norden-und-Süden-Buchvorstellungs-Epos” (Dank an Euch, die Ihr es gelesen habt und der passende Link für diejenigen, die das jetzt nachholen möchten -> https://www.meineleselampe.de/norden-und-sueden/) stelle ich Euch die Filmversion vor, die in Teilen vom Roman abweicht, jedoch im Gesamten die Kernaussagen Elizabeth Gaskells wiedergibt.

“North and South” – DVD, der Inhalt

Viel möchte ich dazu nicht sagen, habe ich ja schon, und sogar sehr viel unter oben genanntem Link. Daher nur eine schnelle Übersicht: Margaret Hale zieht mit ihren Eltern aus dem beschaulichen und ländlich geprägten Süden in den industrialisierten Norden nach Milton.

Hier trifft sie auf den Besitzer einer Baumwollspinnerei, John Thornton, den sie zunächst verachtet, weil er für sie als Fabrikant auf der gleichen Stufe steht wie ein Kaufmann oder Handwerker und somit nicht zu der Klasse der Gentleman zählt.

Norden und Süden

John Thornton hält Margaret für überheblich, doch sie geht ihm nicht aus dem Kopf. Ihre würdevolle Haltung und unerschrockene Meinungsäußerung beeindrucken ihn, auch wenn sie sich über das Elend seiner Arbeiter empört und sich beim Streik auf deren Seite stellt.

(Bild links: kalhh/Pixabay)

Erst nach einiger Zeit und vielen Schicksalsschlägen lernt Margaret die Menschen im Norden zu schätzen, ihre Beweggründe zu verstehen und erkennt, dass sie den Süden zu sehr idealisiert hat. Und auch ihre Gefühle zu John Thornton ändern sich…

Das mal in ganz groben Zügen zum Inhalt, ein sehr schneller Schnelldurchlauf.

“North and South” – DVD, die Fakten

Ich habe mir die ungekürzte Langfassung angesehen, die bei uns 2010 auf DVD erschienen ist. Regie führte Brian Percival, Daniela Danby-Ashe spielt Margaret Hale, Richard Armitage den Spinnereibesitzer John Thornton.

Unter den DarstellerInnen habe ich einige “alte Bekannte” entdeckt: Anna Maxwell Martin – in “North and South” die todkranke Bessy Higgins – habe ich als Esther Summerson in der BBC-Verfilmung von Dickens “Bleak House” gesehen, Tim Pigott-Smith als ihren Vater im Film und Gewerkschafter Nicholas Higgins schon bei “Dr. Who” (ja, auch von der BBC)… Die Welt ist ein Kuhdorf!

Der Drehort für Milton-Northern und auch Teile des viktorianischen London war übrigens Edinburgh, für Margaret Hales geliebtes Helstone im Süden wurde Hambleden in Buckinghamshire gewählt.

North and South

Die grauen Straßen und hohen Gebäude einer Industriestadt im Norden…

(Bild rechts: Gordon Johnson auf Pixabay)

North and South

…im Gegensatz zur ländlichen Ruhe und grünen Natur im Süden Englands – dieser Kontrast wird im Film anschaulich dargestellt.

(Bild links: auch von Gordon Johnson/Pixabay)

Wenn Ihr mehr Fakten rund um die Miniserie “Norden und Süden” auf DVD wissen wollt, geht es per Klick hier lang: -> https://de.wikipedia.org/wiki/North_%26_South_(Film).

“North and South” – DVD, die Abweichungen

Da habe ich einige entdeckt!! Der Film beginnt und endet mit Margaret, wie sie aus einem Zugfenster blickt. Im Roman beginnt und endet die Handlung in der Harley Street in London, bei den Shaws und (später dann auch) dem jungen Ehepaar Lennox.

Margaret lernt John Thornton im Film in einer wirklich bösen Situation in seiner Fabrik Marlborough Mills kennen (ich hätte ihn ab da dauerhaft verabscheut und seiner Gewalteinstellung misstraut): wie er einen Arbeiter zusammenschlägt und auch noch auf ihn eintritt, als der Mann hilflos am Boden liegt. Der Grund: der Mann hatte geraucht – brandgefährlich bei den herumfliegenden Baumwollflusen. Thornton rechtfertigt sein Tun später vor Margaret, er habe einmal erlebt, wie eine Fabrik deshalb abgebrannt sei, er habe die 300 toten Arbeiter gesehen und wolle so etwas nie wieder erleben.

Das lässt Elizabeth Gaskell den John Thornton in ihrem Roman nicht tun und Margaret setzt in der literarischen Vorlage zu keinem Zeitpunkt einen Fuß in die Spinnerei.

Die vom Einatmen der Baumwollflusen lungenkranke Bessy ist im Film anfangs ganz gut beieinander, sie arbeitet sogar noch in Marlborough Mills, wo sie und Margaret sich bei Thorntons Gewaltausbruch sehen – das weicht ebenfalls vom Roman ab.

Die BBC erfindet auch kreativ ganz neue Handlungsstränge und Personen: Margaret reist auf Drängen ihre kranken Mutter nach London und besucht mit ihrer Tante, ihrer Cousine Edith nebst deren Mann Captain Lennox und dessen Bruder Henry Lennox die Weltausstellung im “Crystal Palace” (1851).

North and South

Und trifft auf John Thornton und dessen Mutter und Schwester. Gibt es nur in der Serie “North and South” und nicht im Roman, dort kommt auch keine Anne Latimer vor, die Margarets eifersüchtige Aufmerksamkeit erregt.

(Bild rechts: José Manuel de Laá/Pixabay)

Das sind nur einige der Abweichungen, die mir sofort ins Auge stachen als ich die DVD “North and South” am Wochenende geschaut habe.

“North and South” – DVD, mein Fazit

Trotz diverser Abweichungen von Elizabeth Gaskells Geschichte kann ich die BBC-Miniserie wärmstens empfehlen, denn der Kern der Story wurde im Film getroffen: die Schattenseiten der Industrialisierung, die starre Haltung der Fabrikherren, das Aufbegehren hungernder Arbeiter gegen zu niedrige Löhne, Standesdünkel und Vorurteile und natürlich Elizabeth Gaskells Anliegen, die sozialen Probleme durch gemeinsames Handeln zu bewältigen.

Keine Arbeitskämpfe zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern, sondern Kooperation zum beiderseitigen Nutzen und Frommen. Diese Botschaft wird im filmischen “North and South” deutlich herausgearbeitet.

Gegen die eingebauten Varianten habe ich auch gar nichts, sie machen die Handlung romantischer, manchmal rührseliger und oftmals dramatischer, vielleicht gewinnt die BBC mit ihrer Dramaturgie neue Gaskell-LeserInnen, wer weiß?

Sehenswert, schaut es Euch unbedingt an! Es sei denn, ihr gehört in Puncto Werktreue zu den PuristInnen…

“North and South” – “meine” DVD

“North and South”, DVD, Langfassung, BBC 2004, Regie: Brian Percival, Deutsch und Englisch, 2 Disc Set, ca. 232 Minuten, ab 12 Jahren freigegeben.

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