Vier viktorianische Autorinnen und ihre Kurzgeschichten über Rache – mal subtil, mal unausweichlich, mal unterdrückt, mal geisterhaft. Und jedes Mal fesselnd und faszinierend… Ich stelle sie Euch vor, in Teil 1 erst die Schriftstellerinnen, am Donnerstag in Teil 2 dann ihre Kurzgeschichten.

Gefunden habe ich die Rache-Geschichten in “Das neue große Frauen Lesebuch”, 1992 herausgegeben vom Goldmann Verlag (genaue Angaben siehe unter Quellen und Weblinks unten).

Themen-Übersicht KW 07

Übrigens sind auch die Kurzgeschichten der moderneren Schriftstellerinnen wie Ruth Rendell, Kate Saunders, Emma Tennant und allen anderen sehr lesenswert und garantiert ohne Happy End!!

(Bild links: Clker-Free-Vector-Images/Pixabay)

Viktorianische Rache – Louisa M. Alcott

Louisa May Alcott (1832-1888), eine amerikanische Viktorianerin, setzte sich zeitlebens gegen Sklaverei und für Frauenrechte ein.

Bis heute bekannt ist ihr autobiografischer Roman “Work” (1873), in dem sie ihre Erfahrungen als hart arbeitende Frau in schlecht bezahlten Stellungen beschrieb.

Die Tantenburg

1868 hatte sie ihren Durchbruch mit dem Kinder- und Jugendbuch “Little Women”. Ihr kennt sie sicher auch durch die Rezension von “Die Tantenburg” hier auf Meine Leselampe -> https://www.meineleselampe.de/die-tantenburg/. Dort findet Ihr auch eine Kurzbiografie.

(Bild rechts: Sophia Hilmar/Pixabay)

Louisa May Alcott war eine vielseitige Frau und beherrschte viele Genres. So verfasste sie schon in jungen Jahren für Zeitschriften und Magazine gothic novels, Sensationsromane und -geschichten.

In ihrer Kurzgeschichte “Paulines Leidenschaft und Strafe” von 1851 (OT: “Paulines Passion and Punishment”) zeigt Louisa May Alcott, dass Frauen wesentlich subtilere Mittel der Vergeltung als bloße Gewalt kennen und anwenden.

Viktorianische Rache – Elizabeth Gaskell

Bis heute ist Elizabeth Gaskell (1810-1865) bekannt für ihre großen Romane wie “Mary Barton” (1848), “Cranford” (1853), “North and South” (1855) oder auch…

Frauen und Töchter

… für “Wives and Daughters” (1866) -> Frauen und Töchter”, vorgestellt mit Kurzbiografie auf Meine Leselampe unter https://www.meineleselampe.de/frauen-und-toechter/.

(Bild links: ArtTower/Pixabay)

Schon zu Lebzeiten war Elizabeth Gaskell sehr beliebt beim Lese-Publikum und anerkannt von berühmten Kollegen wie Charles Dickens, in dessen Zeitschrift “Household Words” sie einige ihrer Werke veröffentlichte.

Als Frau eines Geistlichen lernte sie in Manchester die sozialen Schattenseiten und Härten der Industriellen Revolution für die Arbeiter kennen. Diese viktorianischen Missstände thematisierte sie in ihren Romanen ebenso wie die Unterdrückung der Frauen.

Ganz anders kommt ihre Kurzgeschichte “Der Fluch der Griffiths” von 1858 daher: dunkles walisisches Sagentum über einen Fluch und eine Prophezeiung (und deren Erfüllung?).

Viktorianische Rache – Mary Elizabeth Braddon

Oh je, Mary E. Braddon (1835-1915) ist im vergangenen Herbst auf Meine Leselampe gar nicht gut weggekommen -> https://www.meineleselampe.de/aurora-floyd-kriminalroman-1863/.

aurora-floyd-kriminalroman-1863

Dabei hatte gerade der Kriminalroman “Aurora Floyd” von 1863 die Vielschreiberin Mary Elizabeth Braddon zu einer der populärsten Schriftstellerinnen der viktorianischen Ära gemacht. Für einen Skandal sorgte sie ein Jahr zuvor mit dem Sensationsroman “Lady Audley’s Secret”.

(Bild rechts: SkadiArt/Pixabay)

Auch ihre eigene (zunächst) wilde Ehe mit ihrem verheirateten Verleger, die mit sechs oder sieben (je nach Quelle) unehelichen Kindern gesegnet war, sorgte im prüden Großbritannien reichlich für Schlagzeilen (siehe dazu auch ihre Kurz-Biografie auf Meine Leselampe -> https://www.meineleselampe.de/mary-elizabeth-braddon-183-geburtstag/).

Ihre Kurzgeschichte “Samuel Lowgoods Rache”, erstmals 1862 oder 1869 (nicht ganz gesichert!!) erschienen in “Ralph the Bailiff and Other Tales”, hat mir sehr gefallen. Sie ist tiefgründig, nachdenklich und stilistisch eine ganz andere Klasse als “Aurora Floyd”. Liegt es vielleicht an der Übersetzung von “Aurora Floyd” und gar nicht an der Autorin, dass mir der Roman nicht gefallen hat??

Auf jeden Fall werde ich von Mary Elizabeth Braddon mehr lesen – das habe ich mir fest vorgenommen. Vielleicht werden wir ja doch noch “Freundinnen”…

Viktorianische Rache – Mrs. J.H. Riddell

Über Mrs. J.H. Riddell habe ich auf Meine Leselampe noch nichts veröffentlicht, ihre Kurzgeschichte “Nemesis an der Themse” ist auch das erste, was ich von ihr gelesen habe.

Mrs. Riddell wurde als Charlotte Eliza Lawson Cohen wurde 1832 in Irland geboren. Ihr Vater war High Sheriff und ließ seiner Tochter eine gute Ausbildung zu kommen.

Viktorianische Rache

Vier Jahre nach dem Tod ihres Vaters zog Charlotte 1855 mit ihrer kranken Mutter nach London und versuchte, als Schriftstellerin den Unterhalt für beide zu verdienen. 1856 starb ihre Mutter.

(Bild links: OpenClipart-Vectors/Pixabay)

1857 heiratete Charlotte den Bauingenieur Joseph Hadley Riddell. Die Ehe blieb kinderlos.

Riddells erste Romane – “Zuriels Enkel” (1856) und “The Ruling Passion” (1857), noch unter den Pseudonymen RV Sparling und Rainy Hawthorne veröffentlicht, – wurden ihr erst viel später zuerkannt.

Als ihr Erstlingswerk galt bis dahin ihr dritter Roman “The Moors and the Fens”. Er erschien 1858 unter dem Pseudonym FG Trafford ebenso wie “George Geith of Fen Court” (1864), eine Geschichte über einen Prediger, der aus seiner Ehe ausbricht und sich in London als Buchhalter versucht. Die Geschichte wurde auch für die Bühne adaptiert und war in den 1880er Jahren sehr erfolgreich.

Ab 1866 veröffentlichte sie unter ihrem Ehe-Namen Mrs. J.H. Riddell.

Vielseitig und fleißig war sie: insgesamt schrieb Mrs. J.H. Riddell von 1858 bis 1902 über 40 Romane und zahlreiche Kurzgeschichten. Zu ihrer Zeit waren es Themen aus der Welt des Handels und der Finanzen, die sie populär machten. Heute wird sie vor allem für ihre Geistergeschichten und -romane geschätzt, die immer wieder in Sammlungen erscheinen. Und ab 1867 wurde Mrs. J.H. Riddell zur Mitinhaberin und Herausgeberin der Zeitschrift “St. James Magazine”.

1883 schilderte Mrs. J.H. Riddell in ihrem Roman “A Struggle for Fame” den harten Überlebenskampf, den sie nach dem Tod ihres Vaters für sich und ihre kranke Mutter führte und den steinigen Weg zur erfolgreichen Schriftstellerin.

1886, sechs Jahre nach dem Tod ihres Mannes, zog sich Mrs. Riddell aus dem öffentlichen Leben zurück. Sie hatte noch versucht, die Schulden, die ihr Mann ihr hinterlassen hatte, mit Schreiben abzutragen. Doch ihre Popularität nahm ab, sie verarmte zusehends. 1901 erhielt sie als erste Schriftstellerin überhaupt von der Society of Authors eine kleine Rente. 1906 starb sie in Kent an Krebs.

Ihre Spuk-Kurzgeschichte “Nemesis an der Themse” erschien zuerst 1889 in der Sammlung “Princess Sunshine and Other Stories”. Donnerstag stelle ich sie Euch vor, ebenso wie die drei anderen spannenden Rache-Geschichten aus “Das neue große Frauen Lesebuch” (s.u.).

Wir lesen uns…

Quellen und Weblinks

  • “Das neue große Frauen Lesebuch”, Anthologie, 409 Seiten (incl. Anmerkungen zu den Autorinnen), hrsg. von Kate Saunders (Originalausgabe “Revenge”, Virago Press, London), erscheinen 1992 im Goldmann Verlag, München.

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Viktorianische Rache