Viktorianische Sommerfundstücke KW 36 – Einleitung

Heute gibt es das letzte Sommerfundstück, denn meteorologisch gesehen ist ja schon Herbst – kalendarisch allerdings noch Sommer.

Dem entsprechend ist mein Sommerfundstück wie die momentane Jahreszeit ein “Hybrid”: ein bisschen sommerlich, ein wenig herbstlich. Und es ist Werbung in eigener Sache…

Viktorianische Sommerfundstücke – gelesene Literatur aus vergangenen Epochen

Erinnert Ihr Euch noch an das Buch aus dem Leiermann-Verlag: “Sommerfrische – Kulturgeschichten aus vergangenen Tagen”, das ich Euch auf Meine Leselampe unlängst vorgestellt hatte? -> https://www.meineleselampe.de/sommerfrische-kulturgeschichten-aus-vergang/

Und aus diesem Sammelband über die Ferienfreuden anno dazumal lesen wir 13 AutorInnen jetzt auch live – vor Ort oder Online.

Den Auftakt machten Christine Piswanger-Richter und Thomas Stiegler am 12. August im österreichischen Deutschlandsberg, dann lasen Christine und Katharina Mölk am 1. September in Baden bei Wien und morgen, am 8. September, sind Thomas Hanstein, Raimund Gründler, Alexander Burstein und ich an der Reihe und präsentieren Euch auf unserer Online-Lesung ab 19 Uhr Auszüge aus unseren Beiträgen.

Diesmal geht es nicht nur um die Sommerfrische, sondern auch schon um den Herbst und das in Kürze erscheinende neue Buch des Leiermann-Verlags -> https://www.der-leiermann.com/ : “Altweibersommer – Kulturgeschichten zum Herbst”.

Begleitet Thomas Hanstein und Hermann Hesse in die Sommerfrische an den Bodensee, Raimund Gründler und Theodor Fontane an die Nordsee zum “frische-Luft-schöpfen” und mich und den viktorianischen Schriftsteller William Makepeace Thackeray mitsamt seiner “Kickleburys” an den Rhein.

Alexander Burstein leitet anschließend über in den Herbst mit einer etymologischen Betrachtung des Begriffs “Altweibersommer” und Raimund Gründler reist auf den Spuren des Halloween-Brauches “einmal nach Amerika und zurück”.

Ihr seht, eine spannende und abwechslungsreiche Stunde erwartet Euch – mit diesem Link könnt Ihr dabei sein:

https://us06web.zoom.us/j/88619515008?pwd=V3UxaFBKcXdoTmhzOWlZb3VhdGlwdz09

Meeting-ID: 886 1951 5008
Kenncode: 141636

oder einfach über den Lesungs-Link auf https://www.blog.der-leiermann.com/

Es wäre schön, wenn wir uns diesmal hören statt lesen würden!!

Ach ja, und falls Ihr in Österreich wohnt oder zu dem Zeitpunkt gerade in Österreich seid: in Villach findet am 15. September die nächste Leiermann-Live-Leserunde statt und für den 29. September ist eine weitere Online-Lesung geplant.

Auf Meine Leselampe geht es ab nächster Woche wie gewohnt weiter: am Freitag, den 16. September, stelle ich Euch viktorianische Literatur vor. Ich melde mich aber nochmals mit den Einzelheiten…

Viktorianische Sommerfundstücke KW 35 – Einleitung

Mein heutiges Fundstück – ein Gartenbuch – ist nicht viktorianisch, beschreibt jedoch auch die Gartenarbeit, die Gartengestaltung oder die Gartenfreuden früherer Epochen, wie zum Beispiel im 19. Jahrhundert.

Viktorianische Sommerfundstücke 2022

Es handelt sich um folgendes broschiertes Büchlein: Peter Omm: “Lesebuch eines Gartenfreundes”, 138 Seiten (ohne Sachregister), Jedermann-Verlag, Heidelberg, 1946.

Ich habe recherchiert, wer Peter Omm denn nun war, doch leider habe ich nichts über ihn selbst gefunden. Als ich die Bücher von ihm, die ihm Internet antiquarisch angeboten werden, durchgesehen habe, stellte ich fest, dass Omms Interessen vielseitig gewesen sein müssen, denn seine Bücher sind es auch. Krimis, heitere Romane sowie Sachbücher zu den Themen Garten, Essen und Trinken, Steuern (?) stammen aus Omms Feder.

Und wenn diese anderen Werke so schön, so herzerwärmend, so bildhaft geschrieben sind wie das “Lesebuch eines Gartenfreundes”, dann würde ich sie gern alle lesen…

Viktorianische Fundstücke – aus dem “Lesebuch eines Gartenfreundes”

Ich habe Euch ein paar Sätze zum Herbst herausgesucht, der ja nun vor der Tür steht.

“Der Herbst im Garten erinnert an das Finale im Schlussakt einer Oper: nach dem Anklingen vieler Melodien kommt das letzte Aufjauchzen, eine Zusammenballung aller Kräfte, der Sieg nach vielerlei Zweifeln, es ist ein machtvolles Musizieren, in dem kein Instrument schweigt. (…)

Noch hängen die dicken Äpfel auf den Bäumen, die Quitten schimmern gelb durch das Blattwerk, die Nüsse fallen. (…) Das Rotblau des Kohles steht gewichtig und prahlerisch vor dem Gelbgrün der Endivien, die rauhen Blätter der Rettiche, die sich weißlich aus dem Boden pressen, wirken so grob neben dem feineren Laub der letzten gelben Rüben und Karotten.”

Seite 70 aus: Omm, Peter, “Lesebuch eines Gartenfreundes”, Heidelberg, 1946.

Ist das nicht herrlich, das ist wahre Gartenpoesie und so geht es durch alle Kapitel!!! Dichter werden zitiert, Geschichtchen aus der Geschichte erzählt, Gartenbau-Tipps gegeben – durchzogen von diesen bildhaften und lyrischen Natur-Beschreibungen.

Etwas Verblüffendes über Wein und Napoleon möchte ich Euch ebenfalls nicht vorenthalten. Peter Omm schreibt, die besten Weinjahre seien 1766, 1811, 1911 und 1921 gewesen (Stand 1946). Einen der Weine des Jahrgangs 1811 habe Napoleon als Parfüm benutzt, so stark soll dieser edle Tropfen geduftet haben!!

Ach ja, dies noch: auf dem Lande ist laut Omm die Pflanzarbeit Sache der Frau!! Der Bauer ist im Bauerngarten eher für “das Grobe” wie das Entfernen von Moosen, Flechten und wild wuchernden Zweigen zuständig. Und:

“Der Frau gärtnerisches Walten schätzt er weder zu hoch noch zu gering, er weiß das Schöne zu würdigen…”

Seite 93 aus: Omm, Peter, “Lesebuch eines Gartenfreundes”, Heidelberg, 1946

Wortloses Würdigen – so war es halt, in jenen Tagen vor der Emanzipation…

Viktorianische Sommerfundstücke 2022

Falls Ihr das Büchlein irgendwo ergattern könnt, lest es, es ist zu jeder Jahreszeit (und Epoche) ein wahrer Seeelenschmaus!!

Viktorianische Sommerfundstücke KW 34 – Einleitung

Was passt literarisch besser in die Sommerzeit als Bücher über Urlaub und Reisen, da hätte ich gleich drei Tipps für Euch. Viktorianische SchriftstellerInnen reisten gern und viel: Mark Twain war in Europa unterwegs -> https://www.meineleselampe.de/zu-fuss-durch-europa/, William Makepeace Thackeray schipperte über den Rhein -> https://www.meineleselampe.de/w-m-thackeray-die-kickleburys-am-rhein/ und Charles Dickens bewunderte die Schönheiten Italiens -> https://www.meineleselampe.de/italienische-reise/.

Es gibt unzählige Reiseberichte aus der viktorianischen Zeit, die werde ich im Laufe der Zeit auf Meine Leselampe vorstellen.

Es gibt ein weiteres Thema, das sich im Sommer anbietet: das Gärtnern.

Viktorianische Sommerfundstücke – “Gartenverrückt”

Den schwedischen Maler Carl Larsson (1853-1919) und seine Bilder dürften die meisten von Euch kennen. Falls nicht, hier ein paar Infos -> https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Larsson.

Seine Frau Karin (1859-1928, -> https://www.schwedenstube.de/blog/karin-larsson-mehr-als-carl-larssons-ehefrau/) ist Euch vielleicht auch ein Begriff, schließlich hat Larsson sie, die acht gemeinsamen Kinder und das “Haus in der Sonne” im schwedischen Sundborn oft gemalt.

Karin Larsson 1901, Reproduktion, gemeinfrei, das Original ist im Besitz des Nationalmuseums Schweden

Dass Karin Larsson aber vielleicht als Erste in Schweden die damals als giftig geltenden Tomaten zog und als Salat servierte, vielleicht die erste Pizzabäckerin Schwedens war und vermutlich als Erste die Hochbeet-Kultur erfunden hat, war mir neu.

Autorin Elin Unnes berichtet in ihrem locker-lässig geschriebenen und reich bebilderten Buch “Gartenverrückt” über “Lebensweisheiten und botanische Tricks von unsterblichen Gartengenies”.

Hier finden wir die viktorianischen Gartengestalterinnen und Blumenliebhaberinnen Gertrude Jekyll, Constance Spry und Vita Sackville-West, aber auch viele “Gartenbesessene” aus früheren und neueren Zeiten.

40 sind es insgesamt, darunter Hildegard von Bingen, Carl von Linné (der Tomaten für giftig hielt, weil sie Nachtschattengewächse sind), August Strindberg oder Michelle Obama. Und natürlich Karin Larsson, Ehefrau auf Augenhöhe, liebevolle Mutter, produktive Textil-Künstlerin und einfallsreiche Gärtnerin.

Elin Unnes beschreibt Karin Larsson so:

“Als frühe Vorgängerin des Musikstils Grunge scherte sie sich nicht um Laufmaschen und Löcher in ihrer textilen Kunst, (…), sie pflegte einen punkigen DIY-Stil. (…) In einem Jahr machte sie achtzehn Liter Ackererbsen ein, sie fermentierte Wacholderbeeren, schreinerte Pflanzleitern und stickte modernistisch. Und daneben bekam sie ein Kind nach dem anderen. Die Frau war wirklich ein Opossum.”

Seite 54/55 aus: Unnes, Elin, “Gartenverrückt”, 2019, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg.

Karin Larsson, eine großartige und vielseitige Künstlerin, die ich dank der unkonventionellen Autorin Elin Unnes und ihrem heiteren Streifzug durch die Gärten einiger Jahrhunderte entdeckt habe.

Viktorianische Sommerfundstücke – mein Leseexemplar

Elin Unnes, “Gartenverrückt”, UT: “Lebensweisheiten und botanische Tricks von unsterblichen Gartengenies”, 304 Seiten, aus dem Schwedischen übersetzt von Regine Elsässer, erschienen als Atlantik Buch 2019 bei Hoffmann und Campe, Hamburg.

Viktorianische Sommerfundstücke KW 32/33 –

ein Gedicht zum Sonntagabend

Viktorianische Sommerfundstücke 2022
Bild Ch. Wilms

"So geht ein Sonntag still zu Ende,
auf den du lange Dich gefreut...
ein müder Bettler steht am Weg,
am heimatlosen,
und spielt ein Leierkastenlied...
ein leises Abendrot verweint am Himmel...
und aus den Gärten her; sommermüd,
kommt's wie einst
ein Duft von heimlich welkenden Rosen."

Geschrieben vom deutschen Viktorianer Cäsar Flaischlen, 1864-1920, -> https://de.wikipedia.org/wiki/C%C3%A4sar_Flaischlen.

Gefunden auf aphorismen.de

Viktorianische Sommerfundstücke KW 32 – Einleitung

Meine Leselampe-Urlaub hin oder her: heute, am 9. August 2022, ist der “Tag der Buchliebhaber” und da kann ich als Literatur-Bloggerin nicht taten- und wortlos bleiben.

Ich kenne da jemanden, der sich einst sehr für “Bücher für alle stark” gemacht und ihnen eine imposante Heimat in der britischen Hauptstadt geschaffen hat…

Viktorianische Sommerfundstücke – ein viktorianischer Buchliebhaber

Der viktorianische Buchliebhaber hieß Thomas Carlyle, geboren 1795 in Schottland, gestorben 1881 in London. Im 19. Jahrhundert machte Carlyle sich einen Namen als sozialpolitischer und gesellschaftskritischer Essayist, als Historiker, als Philosoph und als Übersetzer.

Von ihm stammen u.a. die Werke “The French Revolution: A History” (1837), “Past and Present” (1843), “Letters and Speeches of Oliver Cromwell” (1845) oder Biografien über Friedrich den Großen und Friedrich von Schiller. Die (damals neuere) deutsche Literatur faszinierte Carlyle, er stand in einem Briefwechsel mit Johann Wolfgang von Goethe und übersetzte zahlreiche Werke deutscher Schriftsteller [1].

Und – worauf ich eigentlich hinaus will am Tag der Buchliebhaber – Bücher zu lesen bedeutete Carlyle von seiner Jugend an viel. So viel, dass er 1838 begann, in London die Etablierung einer öffentlichen Leihbücherei voranzutreiben. 1840 war es geschafft, die “London Library” wurde gegründet und Carlyle saß zunächst in ihrem Komitee, wurde 1870 sogar zu ihrem Präsidenten gewählt [2].

“Ein Bücherschatz ist wie ein geistiger Baum, der Bestand hat und seine köstlichen Früchte spendet von Jahr zu Jahr, von Geschlecht zu Geschlecht.”

Thomas Carlyle, Zitat gefunden auf https://www.aphorismen.de/suche?f_thema=Literatur%2C+B%C3%BCcher&f_rubrik=Aphorismen&f_autor=861_Thomas+Carlyle

Viktorianische Urlaubsschmöker

Heute zählt die “London Library” zu den größten “Bücherschätzen” der Welt: über eine Million Bücher stehen mittlerweile in den Regalen. Viele Generationen von BuchliebhaberInnen haben schon von dieser Leihbücherei profitiert.

(Bild rechts: Mysticsartdesign/Pixabay)

Zweifellos ein großes historisches Verdienst von Thomas Carlyle, a b e r

a b e r leider hatte Thomas Carlyle auch eine andere, eine rassistische Seite: so wandte er sich 1849 in einem Pamphlet gegen die Abschaffung der Sklaverei und schrieb sehr abwertend und beleidigend über Farbige. Davon distanziert sich die “London Library” ausdrücklich auf ihrer Web-Seite und ich mich auf Meine Leselampe natürlich auch.

Viktorianische Sommerfundstücke KW 32 – Quellen und Weblinks

[1] über Thomas Carlyle -> https://www.britannica.com/biography/Thomas-Carlyle

[2] über die “London Library” -> https://www.londonlibrary.co.uk/thomas-carlyle

Viktorianische Sommerfundstücke KW 31 – Einleitung

Ja, ich mache auf Meine Leselampe gerade Sommerpause (weiter geht es am 14. September wie bereits angekündigt -> https://www.meineleselampe.de/sommerpause-bei-meine-leselampe-2022/), aber ich hatte ja versprochen, mich ab und an zu melden, sofern ich auf etwas Interessantes stoße. Und genau das ist nach wenigen Tagen schon geschehen!!

Viktorianische Sommerfundstücke KW 31 – ein Rezept

Ich habe in meinem englischen Haushaltsbuch aus dem 19. Jahrhundert etwas entdeckt: in “Mrs. Beeton’s Household Management” gibt es tatsächlich ein Rezept für ein englisches “Radler”, genau das Richtige für diese (be-)drückend heißen Tage.

Viktorianische Sommerfundstücke 2022

Bei uns versteht man unter “Radler” oder “Alster” eine Mischung aus Bier und Zitronensprudel oder auch Orangenlimonade, in England wird beziehungsweise wurde es ein wenig anders gemixt…

(Bild links: Amy./Pixabay)

Die viktorianische Rezepte-Sammlerin Mrs. Isabella Beeton empfahl anno 1861 ihren geschätzten Leserinnen, bei warmem Wetter 1 1/2 Pint – das wäre nach unserem Maßsystem 0,852 Liter oder eine schlampig gezapfte “Maß” auf dem Oktoberfest – eines guten! Ales mit einer Flasche spritzigem! Ginger-Beer (das ist alkoholfreies Ingwerbier) zu mischen und es alsbald zu trinken, damit es nicht absteht.

Viktorianische Sommerfundstücke 2022

Laut Mrs. Beeton ist dieses Mischgetränk erfrischend und gesund – ihrer Ansicht nach gleicht das Ingwerbier die alkoholische Wirkung des Ale aus!!

(Bild rechts, alte Ingwerbierflasche: Kurt State/Pixabay)

In Großbritannien heißt “Radler” übrigens “Shandy”, in Frankreich “Panaché” – wichtiges Urlaubswissen, falls Ihr noch verreisen solltet.

Na denn, wohl bekomm’s!!! Cheers!

Viktorianische Sommerfundstücke KW 31 – Quellen und Weblinks

Viktorianische Sommerfundstücke KW 31 – mein Leseexemplar

Isabella Beeton, “Mrs Beeton’s Household Management”, UT: “A classic of domestic literature”, 1109 Seiten, 2006 neu herausgegeben von Wordsworth Edition Limited, Ware, Hertfordshire.

Hier eine günstige und etwas gekürzte Ausgabe mit 672 Seiten, herausgegeben 2008 von Oxford University Press und wie mein etwas älteres Exemplar im Original, also auf Englisch:

In ziemlich bester Gesellschaft
Bild: Jozefm84/Pixabay

#Anzeige: Der mit einem * gekennzeichnete Link oder ein Link, in dem das Wort Amazon auftaucht, ist ein sogenannter Affiliate Link. Als Amazon-Partner verdiene ich eine Provision, wenn über diesen Link ein Einkauf zustande kommt. Für Dich entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo, wann und wie Du ein Produkt kaufst, bleibt natürlich Dir überlassen.

Viktorianische Sommerfundstücke 2022